Weltgesundheitstag: Sorge um Kindergesundheit und Klima

Weltgesundheitstag: Sorge um Kindergesundheit und Klima

Allianz aus Eltern- und Ärzteorganisationen fordert sofortige Maßnahmen gegen Dieselschäden

Lungenkranke Kinder, Früh- und Fehlgeburten durch Dieselruß

Dieselruß ist immer noch eine der Hauptursachen für Luftverschmutzung, insbesondere auch in Österreich. Er fördert Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems bei Erwachsenen, Lungenkrankheiten bei Kindern und ist nachweislich krebserregend. „Ultrafeine Partikel aus dem Dieselruß wandern auch bei Schwangeren über die Plazenta in den Embryo und erhöhen nachweislich die Anzahl an Fehlgeburten.“ erklärt Dr. Heinz Fuchsig, Umweltreferent der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK). Eine aktuelle Studie des Schweizer Paul-Scherrer-Instituts (PSI) zeigt zudem, dass in Feinstaubpartikeln weit mehr lungenschädigende Radikale gebildet werden als bisher angenommen. Dies könnte eine weitere wichtige Erklärung dafür liefern, warum so viele Menschen scheinbar ohne konkreten Anlass chronische Atemwegserkrankungen oder Lungenkrebs bekommen.

Anlässlich des Weltgesundheitstages fordern Dr. Fuchsig von der ÖÄK und weitere Ärzte-Organisationen gemeinsam mit Klimaaktivist*innen ein sofortiges Ende der steuerlichen Begünstigung von Diesel gegenüber Benzin.  Ein Teil der staatlichen Mehreinnahmen müsse dabei für die konsequentere Ausrüstung von LKW und Baumaschinen mit Partikelfiltern eingesetzt werden. Denn laut einer aktuellen Angabe des Umweltbundesamtes sind immer noch rund 40 % der Schwerfahrzeuge auf Österreichs Straßen ohne wirksame Partikelfilter unterwegs.

Dr. Hanns Moshammer von Ärzt*innen für eine gesunde Umwelt ergänzt: „Die Lebenserwartung heutiger Kleinkinder reicht bis 2100. Unsere Kinder leiden bereits unter der Corona-Krise. Wenn wir die Klimakrise entgleisen lassen, sind ihre Zukunftsaussichten desaströs. Bereits 2019 forderte ein hochkarätiges Wissenschaftsgremium im Referenzplan für die Nationale Energie- und Klimapolitik (Ref-NEKP) die Politik dazu auf, klimaschädliche Subventionen rasch abzuschaffen. Das Ende des Dieselprivilegs wäre ein wichtiger, erster Schritt mit gesundheitlichem Mehrwert."

Diesel schädigt neben der Gesundheit auch Klima und Staatsfinanzen

Österreich zählt innerhalb der EU zu den Ländern mit einem vergleichsweise niedrigen Dieselpreis. Die Ursache liegt in der für Diesel um 8,5 Cent pro Liter niedrigeren Mineralölsteuer (MÖSt) gegenüber Benzin. Dabei ist der CO2-Ausstoß von Diesel pro Liter sogar um 13 % höher als jener von Benzin. Die Treibhauswirkung von Ruß in der Atmosphäre ist gleich nach CO2 und Methan die nächstrelevante. Seine Beseitigung kann deshalb wesentlich und rasch zum Klimaschutz beitragen. Ein Umstand, der vielen nicht bewusst ist. Von 1990 bis 2017 haben zudem die verkehrsbedingten Treibhausemissionen in Österreich um ganze 72 % zugenommen. Dazu hat die steuerliche Begünstigung von Diesel durch den „Tanktourismus“ nachweislich beigetragen. Sie erhöht auch ganz real die Anzahl an Transit-Lkws, zum Beispiel am Brenner um geschätzte 300.000 pro Jahr.
Widersinnige Steuergeschenke sind nach der Pandemie nicht leistbar

Durch die niedrigere MÖSt auf Diesel entgingen dem österreichischen Staat im Jahr 2020 trotz weniger Verkehr 600 Millionen Euro an Steuereinnahmen. Die staatlichen Einnahmen aus dem klima- und gesundheitsschädlichen Tanktourismus belaufen sich auf jährlich 400 – 600 Millionen Euro. Der Tanktourismus erzeugte jedoch zugleich externe Kosten. Denn er ist mitverantwortlich für Österreichs Strafzahlungen (Zertifikate-Zukauf) aufgrund nicht erreichter Klimaziele sowie für gesundheitliche Kosten aufgrund der höheren Dieselruß-Exposition der Bevölkerung. „Die gesundheitlichen Folgekosten der Feinstaubbelastung belaufen sich EU-weit auf geschätzte 90 – 200 Milliarden Euro pro Jahr, wobei die neuen Erkenntnisse zum Dieselruß hier noch nicht einmal einbezogen sind“ wie Dr. Heinz Fuchsig ergänzt. Aliquot auf Österreichs Bevölkerung umgerechnet wären das bis 2 - 4 Milliarden €. Eine steuerliche Anpassung bei Diesel an die MÖSt auf Benzin würde zudem die derzeit Österreich angerechneten CO2-Emissionen aus dem Tanktourismus reduzieren, jährlich 120.000 bis 250.000 Tonnen CO2-Emissionen durch weniger PKW-Fahrten einsparen und die Verlagerung des Gütertransportes auf die Bahn preislich begünstigen.

Dieselpreiserhöhung fördert Umstieg auf Elektromobilität

“Da in der Corona-Krise Autokäufe um gut 20 % zurückgingen, muss bei einer Entspannung der Krise mit zahlreichen Autoneukäufen gerechnet werden. Eine vorherige Beseitigung des ungerechtfertigten Steuernachlasses bei Diesel gegenüber Benzin wäre zugleich ein wichtiges Preissignal, um den nötigen Umstieg auf Elektroautos schneller voranzutreiben.“ zeigen sich der ehemalige Primararzt Dr. Martin Salzer und Dipl.-Ing. Marion Jaros von Parents For Future überzeugt.  Diese Maßnahme sollte der erste Startpunkt für eine ökosoziale Steuerreform sein, welche von der Ärzt*innen-Allianz für die Erfüllung des Pariser Klimaabkommens als unverzichtbar angesehen wird. In deren Rahmen sollten auch Mehrkosten für Agrardiesel und soziale Härtefälle bei Pendler*innen bewusst vermieden und der Ausbau des öffentlichen Verkehrs vorangetrieben werden.

Weitere Organisationen sind herzlich eingeladen, sich diesen Forderungen ebenfalls anzuschließen. Vollständiger Pressetext und Forderungspapier mit Quellenangaben unter www.parentsforfuture.at.

Quelle: JW (PFF) 

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